Verlust des Arbeiterheims 1934 – „plötzliche Heimatlosigkeit“

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Dem Verbot der Partei am 12. Februar 1934 folgte die Absetzung von Bürgermeister Ignaz Zingerle und die Auflösung des Gemeinderats. Ein von der Bezirkshauptmannschaft eingesetzter erfahrener Beamter (Engelbert Krismer) übernahm als Regierungskommissär interimistisch die Fortführung der Amtsgeschäfte in Kirchbichl und Häring.

Arbeiterheim in treuhändischer Verwaltung

Das Arbeiterheim ging in die treuhändische Verwaltung der Gemeinde Häring über, zur Oberaufsicht wurde Bergoberkontrollor i.R. Johann Hechenberger bestellt. Die Nutzung der Liegenschaft wurde schließlich einem 1935 gegründeten Kameradschaftsbund übertragen.

Der Verein Arbeiterheim wurde ebenso aufgelöst wie alle anderen Arbeitervereine, deren Mitglieder sich unter den veränderten politischen Verhältnissen entweder gänzlich zurückzogen oder sich nur mehr in privaten Kreisen weiter trafen. Die Folgen des niedergeschlagenen Aufstandes wogen schwer: Die beteiligten Bergarbeiter wurden verhaftet und erst Ende März wieder freigelassen, zwölf Beteiligte wegen ihres „mit Gewalt geleisteten Widerstands gegen die Obrigkeit“ angeklagt.

Johann Oberhofer

Als einer der „Rädelsführer“ wurde der Häringer Johann Oberhofer zu 14 Monaten schweren Kerkers verurteilt. Ein Teil der zunächst von der Perlmooser AG entlassenen Bergleute konnte die Arbeit wieder aufnehmen, andere jedoch blieben auf Jahre hinaus arbeitslos. Verzweifelte Gesuche der Bürgermeister von Häring und Kirchbichl an die Landes- und Bundesregierung mit der Bitte um überfällige Investitionen zur Arbeitsbeschaffung machen deutlich, wie groß die Not der Arbeiterschaft in den beiden Gemeinden in diesen Jahren war. Nach dem „Anschluss“ 1938 ging das ehemalige Arbeiterheim vorübergehend in den Besitz des nationalsozialistischen „Aufbaufonds“ über, ab 1940 scheint dann die Gemeinde Häring als Besitzer auf.

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